Unter der Überschrift „Ein neuer Stadtplan für das Bahnhofsfoyer“ zeigte die Lokalpresse fröhliche Mitglieder der Stadtverwaltung vor dem neuen Stadtplan in der Schalterhalle des Schwelmer Bahnhofs.

Was war geschehen?
In der Ratssitzung am 23. 06. 2005 hatte der erste Vorsitzende der SPD Fraktion, Gerd Philipp, zum Tagesordnungspunkt Neufassung der Gebührensatzung für die städtische Musikschule Schwelm die überfällige Vorlage einer Konzeption für die Musikschule der Stadt Schwelm angemahnt.

Eine Notwendigkeit, die die Verwaltung selbst bereits vor vier Jahren festgestellt hatte.

Mit der Ablehnung der vorgeschlagenen Gebührenerhöhung wollte die SPD die Verwaltung bewegen, endlich an die notwendige Konzeption zu gehen. Der Rat schloss sich gegen die Stimmen der CDU dieser Haltung an.

Die fehlende Bereitschaft der Verwaltung, frühzeitig und grundlegend Probleme und Fragestellungen anzugehen, machte Gerd Philipp an einem, wie er sagte, eher unwichtigen Beispiel deutlich.

„Wer mit dem Zug in Schwelm ankommt, kann sich in der Schalterhalle an einem Stadtplan informieren. Wer nicht mit dem Zug kommt, kann das natürlich auch tun. Beide sollten besser darauf verzichten.
Er oder sie findet dort Hinweise z. B. auf Gaststätten wie den Prinz von Preußen oder, wer unter Reisekrankheit leidet, auf Apotheken, die nicht mehr existieren. Zum Ausgleich fehlt vielleicht die neue Straße, zu der sich der gerade Angekommene aufmachen will.
Horst Siebel – lange Jahre Mitglied des Rates der Stadt Schwelm – hat vor ca. 2 Jahren den Bürgermeister darauf aufmerksam gemacht. Er hat vorgeschlagen, den Stadtplan zu entfernen, wenn das Geld für einen neuen fehlt.
Die Antwort war, der Schlüssel könne nicht gefunden werden.“

Nun, nach der Ratssitzung wurde er offensichtlich gefunden. In der Schalterhalle prangt ein neuer, ausgezeichneter Stadtplan, der auf schnell vergängliche Hinweise verzichtet. Hoffen wir, dass der alte Plan nicht einfach entsorgt wurde. Es gibt Bürger, die bereit sind, der Stadt für den alten Plan einen Obolus zu entrichten.

Hoffen wir aber vor allem, dass sich die Verwaltung mit ähnlicher Energie dem widmet, was erheblich wichtiger und für die Stadt auch viel teuerer ist: der Musikschule.

Martin Möwe