Das Schulangebot in Schwelm ist unbefriedigend

Veröffentlicht am 10.08.2020 in Ratsfraktion

Mit Ende dieser Sitzungsperiode scheidet Gerd Philipp, langjähriger Vorsitzender des Schwelmer Schulausschusses, aus. Wir haben uns mit ihm über seine Erfahrungen der Vergangenheit, aber auch über mögliche Lehren für die Zukunft unterhalten.

SI: Herr Philipp, wie lange haben Sie das Amt des Schulauschussvorsitzenden bekleidet?

GP: 1997 in den Rat gekommen, wurde ich nach der Kommunalwahl 1999 Vorsitzender des Schulausschusses. Seitdem bin ich das bis 2020.

SI: Gibt es bestimmte Beobachtungen, die Sie im Wandel der letzten zwei Dekaden gemacht haben?

GP: In den ersten Jahren diskutierten die Mitglieder des SchulA frei. Es kam zu einstimmigen Beschlüssen, die dann allerdings im Hauptausschuss nicht selten gekippt wurden. Der Schulauschuss hatte aber als Fachausschuss eine klare Position bezogen.

Nach 2009 wurde das mit dem Wechsel im Amt des Vorsitzenden einer großen Fraktion allmählich anders. Die Mitglieder kommen mit Fraktionspositionen in den Ausschuss, die dann dort vertreten werden.

SI: Ist das denn nachteilig – oder wie ist das zu verstehen?

Es läuft darauf hinaus, dass die Meinungen häufig schon vor der Ausschusssitzung festgeklopft sind. Entscheidungen kommen einerseits schneller, andererseits wird das Potential, das im Ausschuss steckt, nicht genutzt. Das kann man sicher unterschiedlich sehen.

Ein Zweites ist das Miteinander von Ausschuss und Verwaltung.

Ich hatte immer die Hoffnung, die Verwaltung bringt den Ausschuss auf den jeweils neuesten Stand der Entwicklung. So war es aber nicht.

Ein gutes Beispiel ist der Begriff "Inklusion". Den brachte nicht die Verwaltung, sondern ein Mitglied des Ausschusses erstmals in die Diskussion ein.

Der Schulausschuss hat auf Antrag der SPD Schwelm die Einrichtung eines Stadtelternrates beschlossen und diesem auch Rechte gegeben. Von Seiten der Verwaltung wurde dieses Gremium am Anfang nicht wahrgenommen. Erst nach regelmäßigen Anmahnungen konnte ich eine Verbesserung feststellen, so dass die Eltern ihr Mitspracherecht auch nutzen konnten!

SI: Was waren die aus Ihrer Sicht gravierendsten Entscheidungen für Schwelm?

GP: Die Schließung der Gustav-Heinemann-Hauptschule ohne eine neue Perspektive für die Schülerinnen und Schüler war für mich die schmerzhafteste Erfahrung als Schulausschussvorsitzender, denn hier ging es um die Schwächsten im System ohne eine starke Lobby im Rücken. Unser Versuch, mit der Sekundarschule neue Perspektiven für die nun übrig Gebliebenen zu schaffen, fand keine Mehrheit im Rat.

Auch habe ich auf dem Weg der Schließung der Pestalozzischule vergeblich versucht, einen anderen Weg zu gehen. Nach dem Wechsel der Schüler*innen in die Hasenclever Schule habe ich sie dort besucht, in der Hoffnung, sie aus Schwelm irgendwie unterstützen zu können.

SI: Wie ließe sich diese Einengung von Perspektiven Ihrer Meinung nach korrigieren?

GP: Das damals Mögliche ist heute nicht mehr gegeben. Das einzig Sinnvolle ist aus meiner Sicht deshalb die Gründung einer Gesamtschule in Schwelm. Allerdings nicht nur für Schwelm, sondern offen für alle Südkreis-Städte.

SI: Und positiv?

GP: Ich persönlich betrachte die Zusammenführung der Grundschulen Möllenkotten und Westfalendamm in die neue Grundschule Ländchenweg für positiv. Die zwei Kollegien sind zu einem neuen zusammengewachsen. Die Schule bietet den Kindern Raum - in vielerlei Hinsicht.

Hier lief der Prozess alles andere als reibungslos ab. Wir als SPD haben im Vorfeld stets eine angemessene Beteiligung der Betroffenen angestrebt. Mein Vorschlag war, eine moderierte Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen, die mit mehr Schulleiter*innen als Kommunalpolitiker*innen besetzt werden sollte. Das fand keine Mehrheit, statt dessen keine Moderation, aber alle Fraktionen vertreten. Zur mitgedachten Rückkoppelung der Schulleitungen an die jeweils eigene Elternschaft kam nicht. Am Ende stand kein Konsens, sonders eine Mehrheitsentscheidung: die betroffenen Schulen waren dagegen, alle anderen dafür.

Aber allen damaligen Unkenrufen zum Trotz (denken Sie nur an die massiven Proteste gegen eine Zusammenlegung) hat sich die Grundschule Ländchenweg gut entwickelt. Sie bestätigt eine Erkenntnis unter Coronabedingungen: Entscheidend im pädagogischen Prozess sind die handelnden Personen, nicht das Drumherum, nicht die Technik.

SI: Um den Blick nach vorne zu richten, welches Thema bewegt Sie derzeit am meisten?

GP: Man darf den Blick auf das Machbare nicht verlieren. Daher eindeutig die derzeitige Diskussion um die Standorte Märkisches Gymnasium und Grundschule Engelbertstraße.

SI: Wie sollen Ihrer Meinung nach die Probleme in den Schulen gelöst werden?

Das Märkische Gymnasium erhält auf seinem Grundstück eine neue moderne Sporthalle nach Verkauf der alten, die schon von den Maßen her für Sportvereine weniger geeignet ist. Darauf, in der ersten Etage werden die benötigten Kursräume gesetzt.

Für die Grundschule Engelbertstraße wollen wir ein modernes, ökologisch nachhaltiges und an den Bedürfnissen der Kinder orientiertes Gebäude in Modulbauweise als dritter Block am jetzigen Standort bauen.

Beide Projekte lassen sich kostengünstig und in relativ kurzer Zeit umsetzen.

Ich meine, dass wir damit für beide Schulen innovative Konzepte entwickelt haben.

 

So kann das Märkische Gymnasium mehr Unterrichtsräume bekommen und endlich seinen Wunsch realisieren, einen Leistungskurs Sport anzubieten. Und wir helfen zusätzlich dem Schwelmer Sport (insbesondere dem Mannschaftssport) mit einer weiteren modernen Halle.

Wir müssen die Voraussetzungen für bestmögliches Lernen der Kinder schaffen, das Weitere liegt nicht in den Händen der Stadt.

SI: Mit welchem Gefühl verlassen Sie den Rat und Ihren Vorsitz im Schulausschuss?

GP: Inzwischen bin ich froh, dass ich ausscheide. Denn das, was man an Zeit, Arbeit und Nerven investiert und das was in Schwelm letztendlich als Ergebnis herauskommt, steht sehr oft in keinem Verhältnis. Auch wenn wir im Ausschuss einiges durchsetzen konnten - zuletzt den digitalen Hausmeister -, die Erfahrung, dass bei Fragen von Schule häufig nicht vom Kind aus gedacht wird, - egal welche Fensterrede gerade gehalten wird - hat mir zugesetzt.

Ich hoffe, meine Nachfolger werden zufriedener sein können.

 

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